Die vergangenen zwei Jahre haben unsere Arbeitswelt nachhaltig verändert. Mit der hybriden Arbeitsweise stehen Unternehmen und insbesondere Führungskräfte vor der Herausforderung, dass Arbeitnehmende neue Vorstellungen und Einstellung zur Arbeit haben. Eine Microsoft-Studie hat dabei fünf Trends identifiziert.

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Die Art und Weise wie wir Arbeit in unserem Leben definieren, hat sich in den letzten beiden Jahren grundlegend verändert. Microsofts jährliche Work-Trend-Index-Studie zeigt auf, dass dieser grosse Umbruch noch nicht vorbei ist. Arbeitnehmende in der ganzen Welt überdenken ihre Wertvorstellungen an einen idealen Arbeitgeber. Das bringt konsequenterweise neue Herausforderungen für Unternehmen und ihre Führungskräfte.

Im Rahmen des Work-Trend-Indexes 2022 hat Microsoft weltweit 31’000 Menschen in 31 Ländern befragt – darunter 1’000 in der Schweiz. Dabei hat das Unternehmen fünf Trends evaluiert, die für Führungskräfte im Bezug auf hybrides Arbeiten zentral sind.

1. Arbeitnehmende haben neue Vorstellungen von Arbeit

Die Erfahrungen der letzten zwei Jahre haben unsere Prioritäten, unsere Identität und unsere Weltanschauung verändert und eine klare Grenze zwischen dem gezogen, was wichtig ist – wie Gesundheit, Familie, oder Freizeit – und dem, was nicht wichtig ist. Infolgedessen hat sich die Gleichung, was den Arbeitnehmenden ihre Arbeit wert ist geändert. Das zeigt sich auch daran, dass in der Befragung 36% der Interviewten in der Schweiz der Gesundheit und dem Wohlbefinden eher Vorrang vor der Arbeit geben als noch vor der Pandemie.

2. Führungskräfte im Spannungsfeld 

Die Unternehmenskultur steht und fällt mit den Führungskräften. Viele Manager fühlen sich jedoch eingezwängt zwischen den Erwartungen ihrer Mitarbeitenden sowie der Führungsetage und sehen sich nicht in der Lage, Veränderungen für ihr Team zu bewirken (66%). Fast die Hälfte der Führungskräfte (46%) ist zudem der Meinung, dass die Führung in ihrem Unternehmen die Erwartungen der Mitarbeitenden nicht kennt. 

Der Grund für diese Spannung liegt auf der Hand, denn die Unternehmensleitung will wieder zu dem zurückkehren, was früher einmal war. 36% der Führungskräfte in der Schweiz geben an, dass ihr Unternehmen im nächsten Jahr bereits eine 100%-Präsenz vor Ort verlangt oder zu verlangen plant. Dies steht im Gegensatz zu den Daten über die Bedeutung flexibler Arbeit für die Arbeitnehmer. Denn 37% der Befragten gaben an, dass sie im kommenden Jahr wahrscheinlich einen Wechsel zu hybrider oder ortsunabhängiger Arbeit in Betracht ziehen.

Der Grund für diese Bedenken der Führungsebene scheint in der Produktivität zu liegen: So befürchten 54% der Führungskräfte, dass sich die Produktivität seit der Umstellung zu hybrider Arbeit negativ verändert hat. Das bedeutet für Führungskräfte, dass sie nun Standards für flexible Arbeit in einer Weise definieren müssen, die ein Gleichgewicht zwischen den Geschäftsergebnissen und den Erwartungen der neuen Mitarbeitenden herstellt.

3. Führungskräfte müssen dafür sorgen, dass sich der Weg ins Büro lohnt

Führungskräfte müssen das Warum, Wann und Wie des Büros festlegen. Das bedeutet, den Zweck der persönlichen Zusammenarbeit zu bestimmen und Teamvereinbarungen darüber zu treffen, wann und wieso man sich persönlich trifft. Unternehmen, die die neue Intentionalität, die für die Definition der Rolle des Büros erforderlich ist, nicht erkennen, laufen Gefahr, die wahren Vorteile der hybriden Arbeit zu verpassen.

4. Flexibles Arbeiten heisst nicht, immer erreichbar zu sein

Die wöchentliche Arbeitszeit, die ein Microsoft Teams-User in Meetings verbringt, ist seit Februar 2020 global um 252% gewachsen! Während die Mitarbeitenden die flexible Arbeit zu ihrem Vorteil nutzen, besteht seitens Führungskräfte immer noch die Notwendigkeit, die digitale Erschöpfung zu bekämpfen. Auf den ersten Blick hat ein durchschnittlicher Teams-User in den letzten zwei Jahren mehr Meetings, Chats, Arbeitstage, Feierabend- und Wochenendarbeit absolviert. Die Teams müssen neue Normen für flexibles Arbeiten schaffen, um die Zeit, die in Meetings verbracht wird, zu reduzieren und die Mitarbeitenden zu befähigen, abzuschalten. Dies sollte kein Alleingang sein, sondern eine vom Team geleitete Bewegung zur Einführung nachhaltigerer, hybrider Arbeitsmethoden.

5. Beziehungen in der hybriden Welt sehen anders aus

In einer digital geprägten Arbeitswelt können wir uns nicht mehr allein auf das Büro verlassen, um die verloren gegangenen sozialen Interaktionen wiederherzustellen. Führungskräfte müssen also darauf bedacht sein sowohl hybride als auch mobile Mitarbeitende wieder in das Gefüge des Unternehmens und des Teams einzubinden. Das ist keine einfache Aufgabe, so gibt auch die Hälfte der befragten Führungskräfte in der Schweiz an, dass der Aufbau von Beziehungen die grösste Herausforderung bei hybrider und dezentraler Arbeit ist. Deshalb sollten Führungskräfte Zeit für den Aufbau von Beziehungen einplanen. Manager spielen hier eine entscheidende Rolle bei der Förderung enger Teambeziehungen und fungieren als Verbindungsglieder, die den Mitarbeitenden helfen, ihre Netzwerke zu erweitern.


Als Fazit der Studie lässt sich festhalten, dass Führungskräfte die neue hybride Unternehmenskultur vorleben müssen, die Rolle des Büros neu überdacht und neue Praktiken für eine nachhaltige flexible Arbeit geschaffen werden. Dabei wird Technologie eine Schlüsselrolle spielen, aber auch dies erfordert eine neue Denkweise.